Am 10. Februar 2025 moderierte Louis Klamroth, Moderator von ARD die ARD‑Talkshow Hart aber fairBerlin live aus dem Studio Berlin. Im Fokus stand das Thema „Der Vierkampf: Wer schafft es in den Bundestag, wer fliegt raus?“, das nur noch zwei Wochen vor der Bundestagswahl 2025 besonders brisant war. Als Gäste diskutierten Christian Lindner, Bundesvorsitzender der Freie Demokratische Partei (FDP); Jan van Aken, Parteivorsitzender der Die Linke; Sahra Wagenknecht, Parteivorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und Dorothee Bär, stellvertretende Parteivorsitzende der Christlich‑Soziale Union (CSU). Die Sendung lief bis 22:30 Uhr und wurde anschließend im ARD‑Mediathek‑Archiv bereitgestellt.
Der Wahlkampf in der Endphase
Nur noch 14 Tage bis zur Bundestagswahl – das ist das Zeitfenster, in dem die kleineren Parteien ihre Existenz sichern müssen. Laut Infratest‑Durkheim‑Umfrage vom 5. Februar lag die FDP bei 7,2 % der Stimmen, die BSW bei 4,6 % und Die Linke bei 4,9 %. Alle drei liegen damit knapp unter der 5‑Prozent‑Hürde, die für den Einzug in den Bundestag nötig ist. Im Gegensatz dazu steht die CSU, die seit Jahren regelmäßig über 12 % erzielt und damit keine Sorge um das parlamentarische Überleben hat.
Der Druck war also klar erkennbar: Wer schafft es, die Schwelle zu knacken, und wer wird aus dem Parlament verschwinden? Das war das zentrale Spannungsfeld, das Louis Klamroth im Studio aufbaute.
Die Positionen der vier Parteien
FDP: Christian Lindner betonte, dass Freiheit und Innovation die Eckpfeiler seiner Wahlkampagne seien. „Wir setzen auf digitale Bildung und ein stabiles Wirtschaftswachstum“, sagte er, während er auf ein Diagramm zeigte, das einen Anstieg der Mittelstandsbeschäftigung um 3,5 % in den kommenden vier Jahren prognostizierte. Lindner kritisierte gleichzeitig die "Flächenabgabe" der Grünen und forderte ein schlankeres Steuersystem.
Die Linke: Jan van Aken stellte das Konzept einer Grundrente vor, das nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt‑ und Berufsforschung (IAB) rund 800 Millionen Euro jährlich kosten würde. „Es geht nicht allein um Transferleistungen, sondern um gesellschaftliche Teilhabe“, erklärte er. Van Aken wies darauf hin, dass seine Partei in den vergangenen Umfragen erst um 0,3 % nachgeholt habe, aber das Potenzial für ein Überraschungsresultat bestehe.
BSW: Sahra Wagenknecht argumentierte, dass die aktuelle Wirtschaftspolitik die soziale Schere weiter öffne. Sie forderte eine Rückkehr zu einer starken Industriepolitik und einen "De‑Globalisierungskurs", um deutsche Arbeitsplätze zu sichern. Wagenknecht verwies auf ein Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), das eine mögliche Abwanderung von 200.000 Fachkräften prognostizierte, wenn die Landesregierung nicht entschließe, die Produktionsstandorte zu stärken.
CSU: Dorothee Bär betonte, dass die Partei trotz ihrer starken Position nicht aufhören könne, "für ein sicheres Deutschland" zu kämpfen. Sie stellte das neue Sicherheitskonzept der Union vor, das unter anderem eine Erhöhung des Bundesverteidigungshaushalts um 2 % vorsieht. Bär verwies auf das aktuelle Sicherheitslage‑Report 2024, das die Notwendigkeit einer robusten Verteidigungsstrategie hervorhob.
Reaktionen aus Wirtschaft und Öffentlichkeit
Wirtschaftsverbände reagierten gespalten. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hob die FDP‑Forderungen nach Steuererleichterungen für Investitionen hervor, während der Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) die Forderungen der Linken und BSW nach stärkerer Sozialpolitik unterstützte. "Wir brauchen ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und sozialer Gerechtigkeit", sagte BDI‑Chef Siegfried Russwurm in einem Interview nach der Sendung.
Unter den Zuschauern löste das Format gemischte Gefühle aus. Laut einer Social‑Media‑Analyse von Brandwatch wurden in den ersten 30 Minuten rund 12.000 Tweets zum Thema generiert, wobei 48 % positiv, 33 % kritisch und 19 % neutral bewertet wurden. Besonders die Debatte um die fünf‑Prozent‑Hürde brachte viele junge Wählerinnen und -Wähler zum Ausdruck: "Wenn BSW es schafft, dann darf das System nicht erstickt werden", schrieb ein 23‑jähriger Berlin‑Student.
Bedeutung für die Bundestagswahl 2025
Der "Vierkampf" hat gezeigt, dass die kleineren Parteien nicht nur überleben, sondern auch das politische Diskursfeld neu definieren wollen. Sollte die FDP die 5‑Prozent‑Marke knacken, könnte sie als Kingmaker fungieren und Koalitionsverhandlungen mit der Union oder den Grünen beeinflussen. Gelingt dies nicht, könnte die Union eine absolute Mehrheit anstreben – ein Szenario, das seit den Koalitionsverhandlungen 2021 kaum diskutiert wurde.
Die Linke und BSW könnten als Stimmen der Opposition wichtige Themen wie Mindestlohn und Wohnungsbau in den Regierungsdiskurs drängen, selbst wenn sie nicht die Hürde überwinden. "Wir wollen nicht nur überleben, wir wollen Zukunft gestalten", fasste Wagenknecht zusammen.
Ausblick: Was kommt nach der Wahl?
Nach dem Wahlsonntag wird es im Berliner Regierungsviertel erneut zu intensiven Gesprächen kommen. Experten von der Friedrich‑Ebert‑Stiftung erwarten, dass die Koalitionsverhandlungen bis Anfang März abgeschlossen sein könnten, wenn die mögliche Doppelspitze aus FDP und Grünen stabil ist. Sollte die CSU ein starkes Ergebnis abliefern, könnte sie erneut die Führung in Bayern übernehmen und gleichzeitig als Ost-West‑Brücke agieren.
Für die kleineren Parteien bleibt die Zeit nach der Wahl kritisch: Ohne Bundestagssitze verlieren sie nicht nur Einfluss, sondern auch staatliche Fördermittel. Deshalb haben sie bereits jetzt Mobilmachungsstrategien für die nächsten Monate vorbereitet – von regionalen Wahlkampf‑Events bis hin zu Social‑Media‑Stories, die die Wahlbeteiligung steigern sollen.
Häufig gestellte Fragen
Wie wirken sich die Umfragewerte auf die Chancen der FDP aus?
Mit 7,2 % liegt die FDP knapp über der 5‑Prozent‑Hürde. Sollte sie den Trend halten, könnte sie nicht nur die Hürde knacken, sondern mit ihrer marktliberalen Agenda auch Koalitionspartner anziehen. Ein Verlust würde jedoch das gesamte Regierungsbündnis destabilisieren.
Warum ist die BSW trotz niedriger Werte im Fokus?
Die BSW hat ein starkes Profil rund um soziale Gerechtigkeit und nationale Wirtschaftspolitik. Selbst bei 4,6 % kann sie Wähler mobilisieren, die sich von den etablierten Parteien nicht vertreten fühlen, und dadurch den Diskurs beeinflussen.
Welche Rolle spielt die CSU im aktuellen Wahlkampf?
Die CSU steht sicher über der 5‑Prozent‑Marke und muss sich nicht um den Bundestagseinzug sorgen. Sie nutzt die Position, um ihre Sicherheits- und Wirtschaftspolitik zu pushen und könnte nach der Wahl als Schlüsselpartner in einer möglichen Koalition fungieren.
Wie beeinflusst das "Vierkampf"‑Format das politische Bild in Deutschland?
Das direkte Aufeinandertreffen von vier Parteiführern verdeutlicht die Spannungen zwischen etablierten und kleineren Kräften. Es schärft das Bewusstsein der Wähler für die Existenzgefahr kleiner Parteien und erhöht die Transparenz politischer Positionen.
Was können wir von den kommenden Koalitionsverhandlungen erwarten?
Analysten gehen davon aus, dass die FDP und die Grünen als mögliche Spitzenkandidaten in den Verhandlungen auftreten werden. Sollte die Linke oder BSW in den Bundestag einziehen, könnten sie als „Stimme der Opposition" fungieren und Kernpunkte wie Mindestlohn und Wohnungsbau stark beeinflussen.